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Zwei Fakten sind für jedermann auf den ersten Blick ersichtlich: In den vergangenen zwanzig Jahren war der Holocaust Gegenstand intensiver und weit verbreiteter Gedenkaktivitäten in der gesamten westlichen Welt. Und im gleichen Zeitraum haben Rassismus und Intoleranz gerade in den Ländern, in denen die Erinnerungspolitik am stärksten gefördert wurde, überproportional zugenommen.

Handelt es sich dabei um zwei Tatsachen, die nichts miteinander zu tun haben, um zwei unabhängige historische Ereignisketten, oder gibt es einen Zusammenhang? Ist es nicht die Aufgabe einer Gesellschaft, die der gegenwärtigen Welle der Fremdenfeindlichkeit entgegentreten will, sich nach den Gründen für diesen Widerspruch zu erkundigen?

Die Beobachtung, von der dieses Buch ausgeht, ist das Scheitern der Erinnerungspolitik, die auf einer simplen Gleichung vom Typ „Nie vergessen = Nie wieder“ beruht. Die dringlichste Frage für Valentina Pisanty, die die Logik des Negationismus sorgfältig erforscht, ist, ob dieses Scheitern ein Zugfallsprodukt ist (die Fremdenfeindlichkeit wächst trotz der Erinnerungspolitik) oder ob es nicht schon in den Prämissen angelegt war: Bereits von ihrer Geburtsstunde an konnte diese Politik nur zu den Ergebnissen beitragen, die sie hervorgebracht hat.

Das Ziel dieses kritischen Ansatzes ist es, uns darauf vorzubereiten, Diskriminierung wirksam und scharfsinnig zu bekämpfen, was auch bedeutet, ehrlich, bewusst und, wann immer erforderlich, selbstkritisch zu sein.


Die Semiologin Valentina Pisanty lehrt an der Universität von Bergamo. Sie hat Sachbücher über interpretative Semiotik, Märchen, Humor, politische Diskurse, die Rhetorik des Rassismus und die Erinnerung verfasst. Bei Bompiani erschienen ihre Werke Leggere la fiaba (1993), La difesa della razza (2006), L’irritante questione delle camere a gas (1998, erw. Fassung 2014) und, zusammen mit Roberto Pellerey, Semiotica e interpretazione (2004).

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