Bücher
10 Januar 2024

La traversata notturna

von Andrea Canobbio
La traversata notturna

Der Erzähler dieses Buches ist von dem Wunsch beseelt, sich von den Erinnerungen zu befreien, die ihn unablässig quälen. Er beschließt, eine Reise in seine Stadt zu unternehmen, die sich angesichts seines Vorhabens in ein großes Erinnerungstheater verwandelt. Und wie in jedem Abenteuer, das diesen Namen verdient, rüstet er sich mit den magischen Waffen aus, die für ein derartiges Unterfangen notwendig sind: eine Karte mit einundachtzig Quadraten, eine Sammlung von Liebesbriefen und einige alte Tagebücher voller Notizen. Die Stadt ist Turin, die Geschichte ist die eines italienischen Paares in der Nachkriegszeit, das sich verliebt, heiratet und erst glücklich und dann unglücklich lebt. Sie lernten sich 1943 kennen: er, ein Offizier und angehender Ingenieur, ist gerade aus Russland zurückgekehrt; sie liebt Musik und Poesie. Sie heiraten 1946 und gründen eine Familie. Die Jahre des Wiederaufbaus werden bald zu den Jahren des Wirtschaftswunders, dann zu den Jahren des Protests und der Krise. Der Ingenieur erliegt seiner Melancholie und gräbt sich seine ganz persönliche Höhle, in der er sich verkriecht und die auch seine Frau und seine Kinder einbezieht. Der Erzähler verteilt die Zeitfragmente im Raum der Stadt und erforscht die mysteriösen Gründe für die Depression seines Vaters. Am Ende scheint jedoch kein Grund auszureichen, um dreißig Jahre unheilbarer Traurigkeit zu erklären. Er erkennt, dass es gerade die schmerzhaftesten Erinnerungen sind, die es ihm ermöglichen, den Dialog mit seinen Eltern aufrechtzuerhalten – die er dann letztendlich doch nicht ganz aus seinem Leben verschwinden lassen will. Auf diesem Kreuzweg hat der Leser die Wahl, ob er an den Orten des Familienromans verweilt oder sich auf unvorhersehbarere, verborgenere Pfade begibt. Hier trifft er auf Spukhäuser, Märtyrer und Reliquien, Reiterdenkmäler, Schweizer Waagen, ägyptische Papyri, Anthropologen und Architekten; und dann auf weiße Pferde, bleiche Füchse, Torpedofische und viele andere Tiere. Doch wer die letzten Seiten erreicht, wird die Stimmen erkennen, die deutlich zwischen den Zeilen widerhallen – die derer, die gegangen sind – und eine letzte Chance erhalten, denjenigen zu begegnen, die geblieben sind.

  • Verlag La nave di Teseo
  • Erscheinungsjahr 2022
  • Seitenanzahl 528
  • ISBN 9788834609774
  • Ausländische Rechte Rosaria Carpinelli Consulenze Editoriali
  • Preise 21.00

Andrea Canobbio

Andrea Canobbio wurde 1962 in Turin geboren. Er lebt in Turin, wo er im Verlagswesen arbeitet. Seine Bücher sind: die Kurzgeschichtensammlung Vasi cinesi (1989, Grinzane opera prima e premio Mondello opera prima); die Romane Traslochi (1992), Padri di padri (1997), Indivisibili (2000), Finalist für den Premio Strega, Il naturale disordine delle cose (2004, Premio Brancati), und Drei Lichtjahre (2013, Premio Mondello Opera Italiana); und schließlich die beiden kurzen autobiografischen Texte Presentimento (2007) und Mostrarsi (2011).

La traversata notturna
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