Scritti 1953-1980

Die Schriften Scritti von Franco Basaglia, die hier mit den Vorworten von Pier Aldo Rovatti und Mario Colucci herausgegeben werden, sind das umfassendste Zeugnis für den Weg des Autors, der die größte Revolution der psychiatrischen Institution in Italien theoretisch untermauerte. Die Texte entstanden von 1953 bis zu seinem Todesjahr 1980 aus seinen Erfahrungen als Arzt und Forscher in den psychiatrischen Anstalten in Gorizia, Parma und Triest und bieten die Chance, viele Nuancen seines Denkens wiederzuentdecken, das noch heute notwendig ist und es damals vermochte, die Grenzen zwischen Politik, Wissenschaft und Philosophie einzureißen. Schon nach den ersten Kontakten mit der psychiatrischen Kultur drängte es Basaglia zu einem breiteren Untersuchungsansatz, bei dem es nicht nur um die medizinische Praxis, sondern um eine Gesamtansicht des Menschen ging und außerhalb dessen Begriffe wie Krankheit, Gesundheit und Verrücktheit nicht mit Sinn erfüllt werden konnten. So entstanden in seinen Studien und Überlegungen die Züge eines neuen Humanismus, in dem die Psychiatrie gezwungen war, ihren Absolutheits- und Neutralitätsanspruch aufzugeben und sich mit dem Denken von Philosophen wie Sartre, Heidegger, Husserl, Foucault und Merleau-Ponty, aber auch mit den politischen und sozialen Unruhen der Nachkriegszeit auseinanderzusetzen. Auf diesen Seiten begleitet man Schritt für Schritt den Weg bis zum Gesetz 180 von 1978, das die Auflösung der psychiatrischen Anstalten und die Veränderung der Betreuung in der Umgebung beschloss. Dieser Kampf um Befreiung ist vom ständigen Streben nach einer Auseinandersetzung mit dem psychischen Leiden und vor allem von der Anerkennung des politischen und gewaltsamen Charakters von jeder Machtausübung über den Körper geprägt. Vorworte von Pier Aldo Rovatti und Mario Colucci.