Dilaga ovunque

Wie weit muss man die Geschichte zurückverfolgen, um die Entstehung von Graffiti zu beschreiben? Zu den Höhlen von Lascaux, den Kritzeleien an den Wänden von Pompeji oder den viralen Slogans, die amerikanische Soldaten während des Krieges hinterließen? Sicher ist, dass Jugendliche aus den sozialen Brennpunkten Anfang der 70er Jahre begannen die Straßen von Philadelphia und New York mit Tags zu versehen und dass dieses Phänomen sich explosionsartig verbreitete und in die ganze Welt ausstrahlte. Seitdem vermehren sich die Namen, die Entwicklung der Stile und die Strömungen der Graffitikunst, so dass sie kaum noch zu ordnen sind. Trotz immer härterer Repressionen und einer ausgeprägten Manie für Anstand hat sich Graffiti heute überall durchgesetzt. Street Art wird in Auktionshäusern verkauft, in der Werbung eingesetzt und sogar zu einem Instrument der Immobilienspekulation. Was ist vom klandestinen Geist der Ursprünge geblieben? Um das herauszufinden, führt uns dieser Roman mit hochgezogener Kapuze und ein paar Spraydosen im Rucksack durch Kunstgalerien und Bahnhofdepots, lässt uns Farbe riechen und das Adrenalin spüren, das plötzlich aufsteigt, wenn wir uns im Dunkeln durch die Stadt beißen und das Recht auf Existenz in einem von der Logik des Profits beherrschten urbanen Raum einfordern.