Ferrovie del Messico

Wenn Sie Abenteuer suchen – in diesem Roman finden Sie reichlich. Wenn Sie Literatur suchen, dann ist dieser Roman das Richtige für Sie. Ort und Zeit: Asti, Repubblica Sociale Italiana, Februar 1944; Hin und Her auf dem Schienennetz in Mexiko, in den zwanziger und dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Die Figuren (nicht alle): Cesco Magetti, Soldat der Republikanischen Eisenbahn-Nationalgarde, gequält von Zahnschmerzen, mit dem Auftrag, das mexikanische Eisenbahnnetzes zu kartieren (der Auftrag kommt von oben, von ganz oben); Tilde Giordano, wunderschönes, verrücktes Mädchen, das ganz in der Literatur lebt und in das Cesco sich sofort unsterblich verliebt; Steno, der treue Verlobte von Tilde, Partisan ohne Waffen; Don Tiberio, Priester aus der Stadt, strafversetzt nach Roccabianca wegen gewisser ungesunder Leidenschaften; Epa, samoanischer Kartograf (aus Deutsch-Samoa); Adolf der Führer und seine Gemahlin Eva, im Kampf gegen den Missbrauch von Anglizismen; Angelo genannt Angelino genannt Angelito genannt Lito Zanon, Friedhofsmitarbeiter, der für das Kochen der Leichen zuständig ist; Mec der Stumme, sein Gefährte seit den Zeiten, in denen sie zusammen Eisenbahnen in Südamerika bauten; die zwei Marias, die beide Maria heißen; Bardolf Graf, Verwaltungsangestellter, unwissentlich der unbewegliche Motor der ganzen Geschichte; Ettore und Nicolao, stets informierte, geheimnisvolle Stammgäste im geheimen Nachtclub L’Aquila agonizzante, die den Partisanen nahestehen; Gustavo Adolfo Baz, Autor der Historia poética y pintoresca de los ferrocarriles en México; Edmondo Bo, der bremsende Dichter oder dichtende Bremser oder Bremser und Dichter, in jedem Fall opiumsüchtiger Alkoholiker; der schreckliche Obersturmbannführer Hugo Kraas, Liebhaber der italienischen Kunst, mäßiger Golfspieler und erbarmungsloser SS; Giustina Decorcipo, Gefährtin von Ettore und Nicolao aus dem Waisenhaus, mit sechzehn Jahren vergewaltigt, getötet und an den Straßenrand geworfen; Feliciano, totes Kind. Mit „Ferrovie del Messico“ legt Gian Marco Griffi uns einen großen choralen Roman vor, lustig und berührend, fröhlich und tief, realistisch und fantastisch, immer spannend, geschrieben mit einer fast gesprochenen Sprache, immer von Herzen, sowohl im komischen als auch im dramatischen Register und alles in allem höchst literarisch. Zwar sind die Schutzgeister von Griffi zweifellos Jorge Luis Borges und Carlo Emilio Gadda (hier und da lassen sich Roberto Bolaño, Thomas Pynchon und – logischerweise – Monty Python erahnen), aber das Ergebnis ist absolut originell.