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Hölderlins Leben lässt sich in genau zwei Hälften unterteilen: die 36 Jahre von 1770 bis 1806, und die 36 Jahre von 1807 bis 1843, die er als Geisteskranker von Schreinermeister Zimmer gepflegt wurde. In der ersten Hälfte lebt der Dichter noch ganz in der Welt und nahm nach Kräften am Geschehen seiner Zeit teil, jedoch verbringt er die zweite Hälfte seines Daseins völlig isoliert. So, als ob trotz der gelegentlichen Besuche, die er empfängt, eine Mauer ihn von jeder Beziehung zum äußeren Geschehen trennt. Aus Gründen, die dem Leser im Verlaufe der Lektüre immer klarer werden, beschloss Hölderlin, die Handlungen und Gesten seines Lebens jeglicher historischen und sozialen Bedeutung zu berauben. Wenn wir dem Zeugnis seines frühesten Biographen glauben, pflegte er hartnäckig zu wiederholen: „Mir geschieht nichts“. Hölderlins Leben kann nur Gegenstand einer Chronik sein, keinesfalls einer Biografie, geschweige denn einer klinischen oder psychologischen Analyse. Und doch, so die Hypothese des Buches, hat Hölderlin der Menschheit auf seine Art eine weitere, noch nie dagewesene Lebensfigur geliefert, deren genuin politische Bedeutung noch zu ermessen ist, die uns aber sehr wohl angeht.


Giorgio Agamben hat an italienischen und ausländischen Universitäten gelehrt, und sein Werk wurde in viele Sprachen übersetzt. Die Sammlung Homo sacer (Quodlibet 2018) markierte einen Wendepunkt im zeitgenössischen politischen Denken. Zu seinen Veröffentlichungen zählen Stanzen; Kindheit und Geschichte; Die Sprache und der Tod; Die kommende Gemeinschaft und Studiolo.

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