Le libere donne di Magliano

Wenige Kilometer von Lucca entfernt erhebt sich der Hügel von Santa Maria delle Grazie aus der Ebene. Auf dem Gipfel befindet sich das Irrenhaus. Das nächstgelegene Dorf heißt Magliano. Aus Magliano zu kommen, bedeutet für die Einheimischen, das Zeichen des Wahnsinns in sich zu tragen, eines Lebens, das vom sublimen und zugleich verfluchten Hauch des psychischen Leidens durchzogen ist.

In einer Frauenpsychiatrie vor dem Zeitalter der Psychopharmaka und lange vor der umstrittenen Basaglia-Reform, lebt ein Arzt mit den „freien Frauen von Magliano“ zusammen, mit denen, die aggressiv, traurig, erotisch, verzweifelt, grausam, sanftmütig, krank oder einfach nur der Welt entflohen sind.

Mario Tobinos Meisterwerk Die Frauen von Magliano ist „das Buch über sein Leben“ und zugleich ein Gedicht über die tiefsinnige und einzigartige Atmosphäre, die den Raum des Wahnsinns durchdringt: denn „die Anstalt ist voller Blüten, aber man sieht sie nicht“. Und weil „auch die Verrückten liebenswerte Geschöpfe sind“, wie der Autor selbst auf dem Umschlag der ersten Ausgabe des Romans schreiben wollte (Vallecchi 1953).

Der Band wird durch zwei ikonografische Beilagen bereichert, die zeigen, wie die psychiatrische Klinik Maggiano früher aussah und wie sie heute aussieht, wo der psychiatrische Schriftsteller Mario Tobino von 1943 bis 1990 in zwei kleinen Zimmern der Casa Medici lebte und wo er bis 1980 als Leiter des Frauensektors arbeitete.