Lo splendore. Vol. 1: L’infanzia di Hans

Was wissen wir über die Realität? Die Realität der Erfahrung ist uns bekannt: Wir kennen Fakten, Ereignisse, Ursachen, Orte und Personen. Aber im Kern der Erfahrung verbirgt sich ein symbolisches Geflecht: die wirkliche Realität. Im neunzehnten Jahrhundert, als die industrielle Revolution die Technik als wichtigstes Werkzeug für Wissen und Weltherrschaft etablierte, versuchten die Romanciers – von Balzac bis Flaubert – die Wirklichkeit der Erfahrung wissenschaftlich darzustellen; aber am Übergang zum zwanzigsten Jahrhundert erkannte man, dass der Realismus das Bedürfnis nach Bedeutung nicht befriedigen konnte, dass die Erfahrung fragmentiert und versprengt war, dass die reale Wirklichkeit durch die Maschen rutschte. Joyce, Proust, Döblin, Mann, Broch, Musil, Hesse, Canetti und andere versuchten sich an einem neuen Roman, der zugleich ungestüm und spirituell war und sich so von den kanonischen Formen der Zeit abhob. Der Roman Lo splendore von Pier Paolo Di Mino inspiriert sich an der Tradition der Moderne, aber seine Wurzeln gehen noch viel tiefer zu den großen biblischen und vorbiblischen Erzählungen und zu den kabbalistischen und alchemistischen Weisheiten – der Titel ist eine Hommage an den „Zohar“ -, und schließlich zu den komischen und parodistischen Romanen von Cervantes und Sterne.