Mio figlio mi adora

Niemals zuvor haben sich die Familienmodelle, die uns umgeben, so sehr ausgeweitet und dynamisiert, dass sie das Prinzip der „natürlichen“ Familie in Frage stellen und ihren ideologischen Charakter offenbaren. Bei genauerer Analyse offenbart sich jedoch auch hinter den rekonstituierten, erweiterten, alleinerziehenden und homogenen Familien ein beunruhigendes Bild der Familie, die als ein ebenso inklusives wie exkludierendes Nest konzipiert und streng bewacht wird: ein geschlossenes System, wie eine Art Gebärmutterkörper, das glaubt, alles zu enthalten, was seine Mitglieder brauchen. Wer sich der Anziehungskraft der „klaustrophilen“ Bindung an die Kinder und ihrer symbiotischen, sich selbst genügenden Art ergibt, wird die Welt in die Familie hineingesogen, wobei man oft vergisst, dass Wachstum auch aus Gegensätzen, Entfremdung, Dissonanzen und Verhandlungen mit dem Außen – mit dem Anderen – besteht. In diesem scharfsinnigen, provokativen Text zerschlägt Laura Pigozzi die erstickende Rhetorik der allumfassenden Familie und die einer bestimmten Art von Mutterschaft und Elternschaft, die allgegenwärtig sind, und zeigt, wie „wahres Kindsein darin besteht, von seinen Eltern die Möglichkeit erhalten zu haben, sie zu verlassen“ – wenn es stimmt, wie Hannah Arendt sagt, dass „der Mensch geboren wird, um zu beginnen“.