Mistero dei caratteri

Diese „kleine Abhandlung“ erschien 1938 in einer Sonderausgabe der Turiner Zeitschrift „Graphicus“; Sie wurde seitdem nie wieder veröffentlicht und geriet, wie auch die exzentrische Figur seines Autors Ezio D’Errico, in Vergessenheit. Jedoch kommt man nur selten in den Genuss, so effiziente Seiten über die Druckkunst zu lesen. Eine Abhandlung, die mit absoluter Klarheit den technischen Empirismus erklärt, der von Zeit zu Zeit die Regeln bestimmt, ohne jemals die unzähligen ästhetischen und kulturellen Implikationen aus den Augen zu verlieren, die das typografische Werk voraussetzt. In kurzen thematischen Kapiteln fasst „Mistero dei caratteri“ die Geschichte des geschriebenen Wortes von den in alten Zivilisationen erfundenen Alphabeten bis hin zu zeitgenössischen grafischen Aspekten zusammen, wobei mit schriftstellerischem Gespür die Referenzen begleitet werden, die man von einer ausführlichen Enzyklopädie verlangt – stets jedoch auf die subtilen und grundsätzlich „abstrakten“ Gründe eingehend, die die Schönheit einer gedruckten Seite ausmachen. „Mistero dei caratteri“ ist ein repräsentatives Beispiel für die Ideen, die in den 1930er Jahren die formale Forschung vieler „angewandter Künste“ belebten – auch im faschistischen Italien.