Nina sull’argine

Caterina hat ihren ersten wichtigen Auftrag: Sie ist als Ingenieurin für den Bau des Dammes von Spina zuständig, einer kleinen Siedlung in der oberen Poebene. In einer rein männlichen Umgebung wird die junge Frau mit allen möglichen Schwierigkeiten konfrontiert: technische Hindernisse, Proteste von Umweltschützern, Verantwortung für die Sicherheit der Arbeiter. Tag für Tag wird alles immer mehr zu einer Baustelle: ihr Liebesleben, ihre Beziehung zu ihrer Heimat Sizilien, ihre Rolle im Büro. Manchmal hat sie das Gefühl, im Nebel zu verschwinden, als ob selbst das Wetter glitschig wird und sie der Kraft des reißenden Flusses nichts entgegenzusetzen hat. Auf der Suche nach einem Platz zum Bleiben ist sie die erste, die den Halt eines Deiches braucht. Sie ist versucht, aufzugeben, sie schläft wenig und schlecht. Aber nach und nach bekommt die anonyme Menschheit um sie herum – Vermesser, Gutachter, Kranführer, Arbeiterwitwen – ein Gesicht. So entsteht der Damm, in einem kontinuierlichen Wechsel von Jahreszeiten und Landschaften. Bis zum Tag der Abnahme, an dem Caterina nach einer Nacht, in der sie sich mit all ihren Gespenstern auseinandersetzt, Abschied von dieser Welt nimmt. Mit einer Sprache, die sich an der Erfahrung orientiert, hat Veronica Galletta ein Plädoyer für die Verletzlichkeit geschrieben, das sich in eine breite Tradition der Literatur über die Arbeitswelt einreiht und diese auf ganz persönliche Weise beschreibt.