Vita, morte e miracoli di Bonfiglio Liborio

 Liborio Bonfiglio ist ein „Cocciamatte“, der Verrückte, über den sich alle lustig machen. Der seltsame Mensch ohne Routinen, der sich auf den Basaltplatten eines Dorfes herumtreibt, das nicht erwähnt wird. Doch in seiner verworrenen Stimme zieht das zwanzigste Jahrhundert wieder vor unseren Augen vorbei, mit dem überwältigenden und freudigen Rhythmus einer Prozession mit einer Marschkapelle im Schlepptau. Alles in Liborio wird zur Geschichte, zum Wort, zum Spickzettel und zur Erinnerung: seine Schule, seine Friseurlehre, die Bordelle, der Krieg und der Widerstand, seine Fabrikarbeit, die Gewerkschaft, das Irrenhaus und seine Einsamkeit im Alter. Eine Reihe unvergesslicher Figuren bevölkern sein Gedächtnis: der Lehrer Cianfarra Romeo, die Maitresse Donna Assunta, seine Jugendliebe Teresa Giordani, seine Arbeiterfreunde Boschetto, Lenino, Bacunino und Malatesta, der Arzt Alvise Mattolini, Teté und die „Sordicchia“… Von 1926, dem Jahr, in dem Liborio geboren wurde – „aber im Sommer“ – bis 2010, dem Jahr, in dem er sich anschickt, seinen Abschied zu nehmen – „aber im Winter“ – feiert Liborio in einer urkomischen und melancholischen Chronik des Scheiterns und der Rache den Karneval unseres Jahrhunderts, seine schwarzen Zeichen, aber auch seine Verrücktheit und seinen Mut. Durch das Wunder einer unvorhersehbaren, krummen und kreisförmigen Sprache, auf halbem Weg zwischen Tradition und Seiltanz, hat Remo Rapino einen Roman geschrieben, der unterhält und bewegt und in jeder Zeile von einer zerbrechlichen, aber hartnäckigen Menschlichkeit pulsiert, wie sie nur ein Verrückter wie Liborio bewahren konnte, der am Rande der Gesellschaft lebte, zwischen zerfetzten Träumen und vergeudeten Worten.