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„Er hatte Unrecht, und ich hatte nicht Recht“. Mit diesen Worten erinnerte Fortini an einen Gesprächspartner, dessen Größe heute noch umstrittener ist, dessen Intelligenz und Blick auf die ihn umgebende Realität aber weiterhin einen Standpunkt bieten, mit dem man sich nicht auseinandersetzen muss.

Erstens, weil Pasolini durch das Experimentieren mit ausdrucksstarken Lösungen, die manchmal sogar extremistisch sind, letztendlich immer den Konflikt mit der Kulturindustrie und dem gesunden Menschenverstand gesucht hat. Und zweitens, weil er nie darauf verzichtet hat, sich in erster Linie als bürgerlicher Intellektueller zu präsentieren, sondern auf den außerordentlich politischen Wert von Literatur, Kunst und Wissen gesetzt hat, ohne jemals davon abzuweichen.

Unter diesem Blickwinkel zeigt Antonio Tricomi die Eckpfeiler von Pasolinis bulimischem work in progress  auf: Zweifellos sind es Gramsci‘s Asche und Die beste Jugend, die kurzen und mittellangen Filmen der 1960er Jahre, Theatertexte wie Orgia und Calderón, aber vor allem die späten Produktionen: Insbesondere seine nichtfiktionalen Inhalte von Freibeuterschriften bis zu Lutherbriefe und Descrizioni di descrizioni, jener authentische filmische „Alptraum“ Die 120 Tage von Sodom und ganz sicher Petrolio. Unter den hundertfachen Puzzleteilen eines solchen apokalyptischen „Centone“ finden wir am ehesten die Spuren von Pasolinis zumindest potentiellem Meisterwerk.


Antonio Tricomi beschäftigt sich seit langem mit Pasolini, dem er ein Buch gewidmet hat: Sull’opera mancata di Pasolini. Un autore irrisolto e il suo laboratorio (Rom 2005); Pasolini: gesto e maniera (Soveria Mannelli 2005); Scritti su Pasolini (Massa 2011). Er ist einer der Kuratoren von Pasolini oggi. Fortuna internazionale e ricezione critica und Lo scrittore al tempo di Pasolini e oggi. Tra società delle lettere e solitudine (Venedig 2016 und 2018).

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