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Im August 2014 erhielt der Wissenschaftler Alessandro Vespignani einen Anruf: Eine noch nie dagewesene Epidemie verwüstet Guinea und wird bald auch den Rest der Welt anstecken. Der Name des Virus ist heute uns allen bekannt: Ebola. Vespignani und sein Team werfen ihren Supercomputer an und schaffen es dank Algorithmen und Simulationen, die Ausbreitung des Virus Monate im Voraus vorherzusagen. Die Vorhersage der Zukunft ist seit Anbeginn der Zeit unsere Obsession. Die Haruspizen haben jahrhundertelang das Morgen in Tierkadavern untersucht, und auch heute können wir nicht auf Wahrsagerei verzichten: Zu wissen, wann die Sonne aufgeht oder wann die nächste Mondfinsternis stattfindet, mildert unser Gefühl der Orientierungslosigkeit im Universum. Was wäre, wenn es möglich wäre, nicht nur Phänomene wie das Wetter, sondern unser gesamtes Leben im Voraus vorherzusagen? Lassen wir einmal das „wenn“ beiseite. Die neuen künstlichen Wahrsager tun dies bereits. Alessandro Vespignani – einer der weltweit führenden Wissenschaftler auf dem Gebiet der Vorhersage – verlässt sich bei seiner mantischen Kunst nicht auf die Zeichen der Natur, sondern auf die mathematischen Zeichen der Datafizierung. Und wir sind es, die ihn mit diesen Daten versorgen. Sie glauben uns nicht? Sehen Sie sich um: unsere Spuren sind überall. Die Zahlungen, die wir mit unserem Geldautomaten tätigen, verraten uns, was wir uns leisten können und was uns Spaß macht. Das GPS auf unseren Smartphones zeichnet jede einzelne unserer Bewegungen auf. Der Facebook-Algorithmus lernt unseren Geschmack in Bezug auf Kino und Musik, Mode und Essen – und weiß besser als wir selbst, wen wir bei der nächsten Wahl zu wählen gedenken! Doch all diese Daten, die wir säen, sind auch der Ausgangspunkt der Zukunftsforschung, die Quelle, aus der wir schöpfen, um die Zukunft zu simulieren und zu antizipieren. Eine Herausforderung, die nicht bei der Vorhersage alltäglicher Aktivitäten endet, sondern darauf abzielt, sie zur Prophezeiung viel größerer Phänomene zu nutzen: Pandemien, Kriege, wirtschaftliche und politische Krisen, Naturkatastrophen. L’algoritmo e l’oracolo erzählt nicht davon, wie dies alles eines Tages geschehen könnte; sondern davon wie es, ohne dass wir es merken, bereits geschieht.


Alessandro Vespignani ist Professor für Physik und Computerwissenschaften an der Northeastern University in Boston, wo er auch das Network Science Institute leitet. Er ist Fellow der American Physical Society, des Institute for Quantitative Social Science der Harvard University und Mitglied der Academia Europaea. Dank seiner zahlreichen Arbeiten auf dem Gebiet der wissenschaftlichen Vorhersagen und der Netzwerktheorie gilt er als einer der meistzitiertesten und anerkanntesten Wissenschaftler der Welt.

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