Alba de Céspedes in anderen Sprachen.
Autor: Andrea Palermitano, University of Milan
„Innere Weltoffenheit“ ist eine der charakteristischen Eigenschaften von Alba de Céspedes, einer polyglotten Schriftstellerin und Reisenden, die seit jeher mit großer Aufmerksamkeit und Achtsamkeit die Beziehungen zu ihren Verlegern und Übersetzern auf der ganzen Welt pflegte. Ihre Werke – teils reduziert, gekürzt und abgeändert, um sie an das Publikum in anderen Ländern und Kulturen anzupassen – wurden in 29 Länder und 24 Sprachen nicht nur in Europa, sondern auch im Rest der Welt übersetzt.
Der Ruf ans andere Ufer und der internationale Erfolg.
Mit dem 1938 in Italien erschienenen Roman Der Ruf ans andere Ufer hielt de Céspedes Einzug in die europäische Literatur des 20. Jahrhunderts und verzeichnete großen internationalen Erfolg. Die erste Übersetzung erschien 1939 in Ungarn. In den 1940er Jahren folgten zwanzig ausländische Ausgaben, die auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs verbreitet wurden und 1947 schließlich Brasilien erreichten. Der außergewöhnliche Erfolg von Der Ruf ans andere Ufer „stellt Euer Werk“, so Arnoldo Mondadori am 1. Dezember 1940, „über alle früheren literarischen Veröffentlichungen und platziert Euch auf den allerersten Plätzen der internationalen Literatur.“ Diese Überzeugung des Verlegers teilte auch de Céspedes, wie ihr Tagebuch bezeugt: „Und es schien mir, dass ich das Schicksal um nichts anderes bitten musste. Ich möchte die italienische Literatur persönlich mit all meiner Energie ganz weit nach oben bringen in der Welt“ (Tagebuch, 12. Januar 1939).
In den 1950er Jahren verzeichneten auch „Aus ihrer Sicht“ (1949), das erste Werk von de Céspedes, das 1952 in den Vereinigten Staaten veröffentlicht wurde, und „Das verbotene Notizbuch“ (1952), das die Ankunft von de Céspedes beim Japanisches Publikum markierte, einen großartigen Erfolg – ein Ereignis, das sie veranlasste, über die Universalität des literarischen Wortes nachzudenken: „Wenn mein Buch in Japan verstanden wird, ist das ein Zeichen dafür, dass es universell ist, es ist ein Zeichen dafür, dass ich mich nicht darauf beschränkt habe, über mein kleines, großes Land, meine Ecke zu schreiben, ich bin sehr glücklich darüber [… ]. Denn wenn ich sehe, dass eine Person aus einem sehr fernen Land, in dem meine Sprache nicht gesprochen wird, kommt und sagt: – Ich schreibe eine Abschlussarbeit über sie auf Japanisch – macht mich das glücklich.“
Konsolidierung des Erfolgs.
In den 1960er und 1970er Jahren lassen sich die Länder eindeutig herauskristallisieren, in denen de Céspedes‘ Werke eine besonders große Verbreitung fanden. An erster Stelle stand hier Frankreich, wo ihre Werke erst spät – im Jahr 1949, elf Jahre nach der Veröffentlichung des Romans „Der Ruf ans andere Ufer“ in Italien – veröffentlicht wurden, aber großen Erfolg hatten, was nicht zuletzt der Übersetzungsarbeit von Juliette Bertrand und Louis Bonalumi zu verdanken war. In jenen Jahren wurde de Céspedes regelmäßig in der Bundesrepublik Deutschland übersetzt und neu aufgelegt, während „Die Bambolona“ 1971 beim Verlag Aufbau erschien und die einzige in Ostdeutschland veröffentlichte Ausgabe wurde.
In Spanien wurde die Verbreitung der Werke von de Céspedes durch die Verleger Ediciones G. P. und José Janés gefördert, zu denen die Autorin eine persönliche Beziehung aufbaute: „Heute kam mein spanischer Verleger José Janes mit seiner Tochter zum Frühstück: Alle hatten mir von ihm erzählt, aber ich kannte ihn nicht. Sympathisch und mutig: Er wird eine Luxusausgabe meiner Werke in der Sammlung „Los Maestros de Hoy“ machen – im Stile von Pléiade, sehr schön –, in der ich unter den größten Namen der Weltliteratur zu finden bin. Auch das ist eine Zusage, die mir sehr schmeichelt, aber auch auf mir lastet. Allerdings muss ich ihn bitten, alle Korrekturabzüge durchzusehen, denn Der Ruf ans andere Ufer wurde in einer noch nicht überarbeiteten Ausgabe übersetzt“ (Tagebuch, 24. September 1958).
Ab 1985.
Während Alba de Céspedes bis 1985 persönlich den intensiven und stetigen Fluss der Übersetzungen ihrer Werke verfolgte, so ließ dieses Engagement in den folgenden Jahren etwas nach. Damit einhergehend nahmen jedoch auch die Häufigkeit und Anzahl der Ausgaben im Ausland ab. Eine Ausnahme bildeten zwei Übersetzungen, die beide 1991 veröffentlicht wurden: die kubanische Ausgabe von Das verbotene Notizbuch und eine in Ungarn veröffentlichte Neufassung von Das andere Ufer. Nach ihrem Tod im Jahr 1997 verließ de Céspedes die internationale Bühne. Eine diesbezügliche Ausnahme war ausschließlich der Iran, wo Bahman Farzaneh sie 1966 mit Das verbotene Notizbuch erstmals bekannt machte und dann weiterhin förderte, indem er ihr gesamtes Werk übersetzte. Die wenigen neuen Übersetzungen betreffen dagegen eher sporadisch neue Länder und neue Sprachen, wie die Veröffentlichung von Die Bambolona in Sri Lanka im Jahr 2003 und Das Verbotene Notizbuch im Jahr 2007 in Albanien bezeugen. Im Jahr 2019 wurde die 1955 in Italien veröffentlichte Erzählung Invito a pranzo (Einladung zum Mittagessen) von der Kuratorin Jhumpa Lahiri in das The Penguin Book of Italian Short Stories aufgenommen, „a landmark collection [which] brings together forty writers that reflect over a hundred years of Italy’s vibrant and diverse short story tradition.“