In anderen Sprachen
8 Januar 2024

Alberto Savinio in anderen Sprachen

Autor: Eugenia Maria Rossi, Université Sorbonne Nouvelle

Alberto Savinio in anderen Sprachen

Savinio auf Französisch
Eine Reflexion über die Verbreitung der Werke von Alberto Savinio im Ausland muss zweifellos mit einer Betrachtung deren Verbreitung auf Französisch beginnen, einer Sprache, die seit seiner Ausbildung eine Rolle im Leben des Autors spielte und deren Kenntnis er während zwei längeren Aufenthalten in Paris weiterhin ausgebaute, die aber auch durch seine Vertrautheit mit der Kulturwelt jenseits der Alpen gefestigt wurde.

Als Zeichen eines klaren Autorenprojekts erfolgten die ersten Veröffentlichungen auf Französisch noch zu Lebzeiten von Savinio. Sein über Paul Éluard kennen gelernter Freund und Verleger Henri Parisot fungierte hier als Vermittler. Die ersten Produkte der Zusammenarbeit von Savinio mit Parisot sind zwei ursprünglich auf Französisch verfasste Texte: Les Chants de la mi-mort (Parisot, 1938) und Introduction à une vie de Mercure (Éditions de la Revue Fontaine, 1945). Dank des Interesses von Parisot, dem Leiter der Reihe „L’Age d’or“ bei Éditions de la Revue Fontaine, erschien 1946 die Übersetzung von „Capitano Ulisse“, die ein weiterer Freund des Autors, der Musiker griechischer Herkunft, Michel Dimitri Calvocoressi, machte. Für die gleiche Reihe, die Éditions Premières anvertraut, wurde, erschien 1950 die vierhändige Übersetzung „Unsere Seele“ (Psyché) von Savinio und Parisot, mit einer Zeichnung von Max Ernst auf dem Cover. Das waren alle französischen Übersetzungen, deren Veröffentlichung Savinio noch erlebte. Aufgrund seiner Leidenschaft und der vom ihm als Privileg empfundenen Bindung an das französische Publikum schmiedete er jede Menge Übersetzungsprojekte, die jedoch größtenteils zum Scheitern verurteilt waren, wie er im Juli 1949 in einem Brief an Parisot gestand: „Je tiens beaucoup à ce que mes livres paraissent en France. Mon éditeur a passé un contrat pour mes livres avec un éditeur allemand (Stuttgarter Verlag). Mais ce n’est pas la même chose.“

Nach dem plötzlichen Tod des Autors im Jahr 1952 war der Fleiß der vielen in Frankreich verbliebenen Freunde der Ursprung einer äußerst produktiven Schaffensperiode, die 1967 mit der von André Pieyre de Mandargues, Bona de Pisis ed Henri Parisot ausgeführten und im Verlag Flammarion erschienen Gemeinschaftsübersetzung von Vie des Fantômes begann. Nino Franks Tätigkeit bei Éditions Gallimard ist die Veröffentlichung von Toute la vie (1975 und 1993), Achille enamouré (Gradus ad Parnassum) (1979) und Encyclopédie nouvelle (1980) zu verdanken. Im Zuge dessen, was parallel in Italien geschehen würde – vielleicht aber in noch größerem Ausmaß –, standen Savinios Werke in Frankreich in den 1980er Jahren im Mittelpunkt einer kritischen Neuentdeckung, die ein regelrechtes Verlagsfieber auslöste. Innerhalb weniger Jahre erschienen die Ausgaben von Ville, j’écoute ton cœur (Jean Noël Schifano, Gallimard, 1982), Monsieur Dido (Bertrand et Eric Lavergeois, Flammarion, 1983), Angélique ou La nuit de mai (Jean-Baptiste Para, Arcane 17, 1985), Souvenirs (Jean-Marie Laclavetine, Fayard, 1986), Hermaphrodito (René de Ceccatty, Fayard, 1987), La maison hantée (Jean-Marie Laclavetine, Fayard, 1988), Destin de l’Europe (Lise Chapuis, C. Bourgois, 1989) und Enfance de Nivasio Dolcemare (Ariel Piasecki, Gallimard, 1989).
In den letzten dreißig Jahren haben weniger bekannte Schriften Savinios die Aufmerksamkeit unabhängiger Verlage auf sich gezogen, was ein Interesse des französischen Verlagsmarktes bezeugt, das mit der Veröffentlichung seiner Hauptwerke nicht erloschen ist. So auch im Fall des Verlagshauses Éditions Allia – von dem beispielsweise die beiden Broschüren L’intensité dramatique de Leopardi (Philippe Di Meo, 1996) und Dix procès (Monique Baccelli, 2001) erschienen sind – und des Verlags Cristian Bourgois, in dem die L’encyclopédie interminable, Übersetzung von Torre di guardia von Gérard-Georges Lemaire, mit einem Vorwort von Leonardo Sciascia (1999), Vie de Henrik Ibsen (1999) und einer Neuausgabe von Le Capitaine Ulysse (2000) veröffentlicht wurden, beide übersetzt von François Bouchard.

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Bei einem Blick auf das übrige Europa wird deutlich, dass die 1980er Jahre einen Wendepunkt im Schicksal des Autors markierten, auch wenn die Auswahl der zu übersetzenden Werke von Land zu Land unterschiedlich war. In Deutschland bezog diese sich auf La nostra anima (Unsere Seele, 1983), Nuova enciclopedia (Neue Enzyklöpadie, 1983), Maupassant und „l’Altro” (Maupassant und „Der andere”, 1988), Ascolto il tuo cuore, città (Stadt, ich lausche deinem Herzen, 1989, das 1993 die dritte Auflage erreichte). Diesen Übersetzungen folgten in den 1990er und frühen 2000er Jahren regelmäßig zahlreiche weitere Veröffentlichungen, die Savinios Werk zu einer festen Größe auf dem deutschen Verlagsmarkt machten. Eine ähnliche Dynamik fand in Spanien statt, wo den Erstausgaben der 1980er Jahre nach und nach weitere Veröffentlichungen folgten – Casa „La Vida” (1982), Nueva enciclopedia (1983) und El destino de Europa (1984).

Eher überraschend ist die Lücke, die im anglophonen Panorama besteht, ein erstrebenswertes Terrain für neue Übersetzungsprojekte. Wenn wir das Kapitel von Hermaphrodito mit dem Titel The departure of the Argonaut (George Scrivani, 1986) und die Anthologie The lives of the Gods (James Brook, Susan Etlinger, 1991) ausschließen, die größtenteils in Zeitschriften erschienene jugendliche Schriften enthält, sind die einzigen auf Englisch veröffentlichten Werke Speaking to Clio (John Shepley, 1987), Childhood of Nivasio Dolcemare (Richard Pevear, 1994) und die jüngste Sammlung von Kurzgeschichten Signor Dido: Stories (Richard Pevear, 2014).
An Übersetzungen in andere Sprachen – Portugiesisch, Niederländisch, Russisch, Ungarisch, Tschechisch, Polnisch – mangelt es dagegen nicht. Besonders hervorzuheben sind die in das Griechische, eine Sprache, mit der Savinio, der in Athen als Sohn italienischer Eltern geboren wurde, ebenso verbunden blieb, wie mit all seinen Erinnerungen an seine levantinische Kindheit.
Das allgemeine Stillschweigen der letzten Jahre wurde durch zwei Übersetzungen ins Spanische gebrochen – Contad, hombres, vuestra historia (2016) und Maupassant y „el otro“ (2018) –, beide erstellt von José Ramòn Monreal für den Verlag Acantillado, ein Zeichen dafür, dass die Attraktivität des Werks von Savinio im Ausland noch lange nicht erschöpft ist.

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