In anderen Sprachen
8 Januar 2024

Beppe Fenoglio in anderen Sprachen

Autor: Luca Bufano (Florida State University, Firenze)

Beppe Fenoglio in anderen Sprachen

Am 5. Oktober 1960, acht Jahre nach der Veröffentlichung seines ersten Buches (der Kurzgeschichtensammlung Die 23 Tage der Stadt Alba), schrieb Fenoglio an den Direktor des Turiner Verlags:

 

Sehr geehrter Herr Doktor Einaudi:

Ein italienisch-französischer Schriftsteller, ein gewisser Herr Giannelloni, schreibt mir, dass er an der französischen Übersetzung von Die 23 Tage der Stadt Alba interessiert sei.

Er bittet mich, ihm mitzuteilen, ob ich ihn als Übersetzer akzeptiere und, falls eine Einigung zustande kommt, mit welchem französischen Verlag er Kontakt aufnehmen soll, um zu prüfen, ob die Angelegenheit zu einem Abschluss geführt werden kann.

Selbstverständlich möchte ich Sie schnellstmöglich über diesen Vorschlag informieren, und würde mich natürlich über Ihre diesbezügliche Meinung und konkrete Ratschläge sehr freuen.

Ich danke Ihnen im Voraus und bitte Sie, mich bei Italo Calvino in Erinnerung zu bringen. Mit freundlichen Grüßen.

 

Einaudi antwortete, indem er ihm die Kontaktdaten seines Agenten in Paris, Michel Hoffmann, mitteilte, damit der potenzielle Übersetzer ihn kontaktieren konnte. Auf Giannellonis Angebot folgte keine unmittelbare Reaktion, doch sein Brief an Fenoglio kann heute als Vorwegnahme des künftigen Interesses der französischen Öffentlichkeit an dem Schriftsteller aus Alba interpretiert werden. Im selben Jahr wurde La novella dell’apprendista esattore (Die Geschichte vom Steuereintreibergehilfen) auf Englisch veröffentlicht, der einzige Text von Fenoglio, der zu Lebzeiten des Autors übersetzt wurde (The apprentice tax collector’s story, enthalten im Sammelband All in a day, Rom, Edindustria, 1960). Die französische Ausgabe seines Debütbuchs erschien erst 1987 in der Übersetzung von Alain Sarrabayrouse (Les vingt-trois jours de la ville d’Albe, Paris, Gerard Lebovici), nach der Veröffentlichung der wichtigsten Romane, Der Partisan Johnny (La Guerre sur les collines. Traduit par Gilles de Van, Paris, Gallimard, 1973) und Eine Privatsache (Une Affaire personnelle et autres récits. Traduit par Nino Frank et Jean-Claude Zancarini, Paris, Gallimard, 1978); und gefolgt von: Primavera di bellezza (Frühling der Schönheit) (Le Printemps du guerrier. Traduit par Monique Baccelli, Paris, Denoël, 1988, und Cambourakis, 2014); Das Unglück (Le mauvais sort. Traduit par Monique Baccelli, Paris, Denoël, 1988, und Cambourakis, 2013); Eine feine Methode (La Paie du samedi. Traduit par Monique Baccelli, Paris, Gallimard, 1990 und 2007); Un Fenoglio alla prima guerra mondiale (Ein Fenoglio im Ersten Weltkrieg) (La permission. Traduit par Alain Sarrabayrouse, Paris, Ivrea, 1994); L’imboscata (Der Hinterhalt) (L’embuscade. Traduit par Monique Baccelli, Paris, Gallimard, 1994 und 2014); Appunti partigiani (Notizen der Partisanen) (La louve et le partisan. Traduit par Monique Baccelli, Paris, Gallimard, 1998); Diario 1954 (Tagebuch 1954) und Epigrammi (Epigramme) (Journal, 1954 suivi de Épigrammes. Traduit par Monique Baccelli, Lyon, La Fosse aux ours, 2003); L’erba brilla al sole (Das Gras glänzt in der Sonne) (L’herbe brille au soleil et autres nouvelles. Traduit par Frédéric Sicamois, Paris, Cahiers de l’Hôtel de Galliffet, 2022). 

Während Frankreich das einzige Land ist, in das alle Werke Fenoglios übersetzt wurden, ist Eine Privatsache zweifellos sein weltweit meistgelesenes und meist geschätztes Buch. Die glückliche Verschmelzung der archetypischen Themen Liebe und Krieg hat Fenoglio zu einem der italienischen Klassiker des 20. Jahrhunderts gemacht, denen die Anwendung einer universellen Sprache besonders gut gelungen ist. Übersetzt in zweiundzwanzig Sprachen, darunter Koreanisch und Japanisch, ist die Veröffentlichung der dritten englischen Version nach denen von Maria Grazia di Paolo im Jahr 1988 (A Private Matter, New York, Peter Lang) und von Howard Curtis im Jahr 2006 (A Private Affair, London, Hesperus Press) für 2023 bei einem New Yorker Verlag angekündigt. Aber die erste Fremdsprache, in der die Heldentaten des Partisanen Milton, dem unvergesslichen Protagonisten von Eine Privatsache gelesen werden konnten, war Deutsch, und zwar fünf Jahre nach der posthumen Veröffentlichung des Buches in Italien (Eine Privatsache, aus dem Italienischen übersetzt von Heinz Riedt, Benziger Verlages, Zürich-Köln, 1968); eine mehrmals aktualisierte Ausgabe (1988, 1998 und 2021), auch aufgrund des Interesses der Schwester der Autors, Marisa Fenoglio (1933-2022), die seit 1956 in Deutschland lebt und selbst Schriftstellerin ist. In den 70er Jahren feierte das Buch auch in Osteuropa erste Erfolge, wo es in Rumänien (1970), Ungarn (1974), der Sowjetunion (1977) und Polen (1979) veröffentlicht wurde. Die erste spanischsprachige Ausgabe kam dagegen 1976 in Argentinien heraus (Una cuestión privada, traducción y nota preliminar de Leopoldo Di Leo, „Biblioteca de grandes novelas“, Buenos Aires, Ediciones Librerías Fausto), während es auf der iberischen Halbinsel vier Ausgaben gibt: die erste auf KatalanischUna qüestió privada, traducció de Xavier Lloveras, Barcelona, Editorial Empúries, 1988), die zweite auf Portugiesisch (Uma questão privada, tradução de Sofia Andrade e Andrea Ragusa, notas editorial e biográfica de Andrea Ragusa, Lisboa, Edições do Saguão, 2000), eine auf Kastilisch (Un asunto privado, Traducción de Elena del Amo, „Colecciòn Bárbaros“, Barcelona, Ediciones Barataria, 2004), und kürzlich auf Baskisch (Kontu pribatu bat, übersetzt von Josu Zabaleta Kortaberria, Pamplona, Katakrak Liburuak, 2020). Die neugriechische Ausgabe von Eine Privatsache stammt aus dem Jahr 1992 (Mια Προσωπική Ιστορία, Übersetzung von Εφη Καλλιφατίδη, Atene, Kastaniotis).

Der Partisan Johnny, Fenoglios Hauptwerk und gleichzeitig das für den Leser herausfordernste Buch, wurde bisher nur in vier Sprachen übersetzt: Nach der erwähnten französischen Ausgabe von 1973 erschien es in der damaligen Tschechoslowakei Válka na Pahorcích, Übersetzung von Josef und Ilja Hajnŷch, Praha, Naše Vojsko, 1977), dann im Vereinigten Königreich (Johnny the Partisan, translated by Stuart Hood, London, Quartet Books, 1995), und kürzlich in Spanien (El partisano Johnny, traducción de Pepa Linares, Barcelona, Sajalín Editores, 2013). 

Auch wenn Fenoglios posthume Romane – wenn auch in unterschiedlichem Maße – die Aufmerksamkeit ausländischer Leser erregt haben (Eine Privatsache und Der Partisan Johnny sind durch Eine feine Methode zu ergänzen, das nicht nur ins Französische, sondern auch ins Deutsche und Spanische sowie ins Niederländische übersetzt wurde), so ist der einzige Roman zu Widerstandsthemen, der von Fenoglio zu Lebzeiten veröffentlichte wurde, Primavera di bellezza (Frühling der Schönheit), auch das am wenigsten gelesen Buch. Es wurde nur ins Französische, Tschechische und Ungarische übersetzt und ist damit auch Beispielhaft für die damalige verlegerische entscheidungstechnische Übereiltheit. 

Auch im Ausland wurde Fenoglios Kurzgeschichten im Vergleich zu den beiden Meisterwerken relativ wenig Beachtung geschenkt. An dieser Stelle muss jedoch auf die hervorragende englische Übersetzung der von John Shepley herausgegebenen Sammlung Die 23 Tage der Stadt Alba hingewiesen werden (The Twenty-three Days of the City of Alba, South Royalton, Vermont, Steerforth Press, 2002), wie auch auf die Übersetzung ins Französische von Sarrabayrouse und die jüngste Übersetzung ins Spanische von Tutti i racconti (Alle Erzählungen) von Pepa Linares (Un día de fuego. Cuentos completos de Beppe Fenoglio, Barcelona, Sajalín Editores, 2013).

Veröffentlichungen des Kurzromans Das Unglück, dem zweiten Buch von Fenoglio, erfolgten außer in Frankreich auch in den Vereinigten Staaten (Ruin, translated by John Shepley, Marlboro, Vermont, The Marlboro Press, 1992), in Holland (Doem, vertaald door Mieke Guezebroek en Pietha de Voogd, Amsterdam, De Bezige Bij, 2017), und zwei Mal in Spanien (La ruina, traducción y prólogo de Maria Ángeles Cabré, Victoria-Gasteiz, Ediciones Bassarai, 2002; La mala suerte, traducción, introducción y notas de Maria Dolores Valencia y Victoriano Peña, „Graffiti“, Madrid, Huerga & Fierro Editores, 2006). Interessanterweise ist Das Unglück auch der einzige Text von Fenoglio, der ins Dänische (Den Onde Skæbne, på dansk ved Nina Gross, Denmark, Samleren, 1991) und ins Norwegische übersetzt wurde (Vanlagnad, til norsk ved Magnus Ulleland, Oslo, Gyldendal Norsk Forlag, 1994).

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