Grazia Deledda in anderen Sprachen
Autor: Serena Baumann
Die Werke von Grazia Deledda (Nuoro, 1971 – Rom, 1936), der einzigen italienischen Schriftstellerin, die 1926 den Nobelpreis für Literatur erhielt, feierten im Ausland wechselnde Erfolge. In den Jahren vor und nach der Preisverleihung kamen die meisten ausländischen Ausgaben heraus. Nach dieser Phase des schwindenden Interesses, kann in jüngster Zeit jedoch in mehreren Ländern eine Art Wiederbelebung dieses Interesses verzeichnet werden. Ihre am häufigsten übersetzten Titel sind: Ehrliche Seelen (1895), Elias Portolu/Die Maske des Priesters(1900/1903), Asche (1904), Schilf im Wind (1913), Die Mutter (1920) und Cosima, die Jugend einer Dichterin (1937 posthum veröffentlicht).
Unter den europäischen Nationen war Frankreich das erste Land, das Übersetzungen der Werke der sardischen Autorin anbot. 1899 erschien hier der Roman Anime oneste (1895) unter dem Titel Âmes honnêtes (Librairie A. Cote-A. Effantin) in der Übersetzung von Fanny Rivière. Dieser ersten französischen Veröffentlichung folgten weitere wie Elias Portolu (1900/1903) 1903 (C. Lévy), und Cendres (Asche) (éd. C. Lévy), 1905, beide sind Georges Hérelle zu verdanken, der durch die Einführung der Werke d‘Annunzios in Frankreich bekannt ist.
In diesem Zeitraum war das Interesse an Deledda auch in Spanien lebhaft, wo einige Titel fast zeitgleich mit der italienischen Ausgabe erschienen, wie im Fall von Nostalgie (Nostalgia, 1905) das im selben Jahr erschien; Cenizas (Asche) nel 1906; Los Humildes (Anime oneste (Ehrliche Seelen)) 1907; Entre la fé y el amor (Bis an die Grenze) und Después del divorcio (Dopo il divorzio (Nach der Scheidung)) 1914; Elias Portolu (1920. Nach der Verleihung des Nobelpreises im Jahr 1928, erschien Mariana Sirca (Marianne Sirca). Zwischen 1928 und 1944 wurden die Übersetzungen eingestellt und in den darauf folgenden zwanzig Jahren wieder aufgenommen, in denen zahlreiche Neuauflagen erschienen, darunter die Obras escogidas, die im Verlag Aguilar (1955) in zwei Bänden herausgegeben wurden. 1983 schlug die Übersetzerin Maria Teresa Navarro eine neue Übersetzung des Romans Cosima vor, der von Espasa Calpe veröffentlicht und 2007 von Nórdica Libros neu aufgelegt wurde.
Der Beginn des neuen Jahrtausends markiert ein erneut aufkeimendes Interesse, das sich besonders deutlich in Frankreich zeigte. Ausdrücklich hervorzuheben ist das Engagement des 2006 gegründeten jungen Verlags Cambourakis, der verschiedene Titel des sardischen Autors präsentierte. In diesem Verlag erschienen die Werke Le Pays sous le vent (Il paese del vento (Land des Windes), 1931) und Braises (Asche) 2018 in der Übersetzung von Fabienne Andrea Costa und Chiara Monti. Elias Portolu wurde 2019 in der Übersetzung von 1997 von Léa Fazer neu aufgelegt; im gleichen Jahr erschien auch die Übersetzung von Die Mutter (1920) (Dans l’ombre, la mère), ausgeführt von Fabienne Andrea Costa und Myriam Chyens-Condé. Jüngere Veröffentlichungen Deleddas des Verlagshauses waren La Lierre sur l’arbre mort, 2020 (Der Efeu, 1908) und Cosima (2021). Letzeres Werk wurde erstmals von Jeanne Macocco ins Französische übersetzt.
Auch im englischsprachigen Raum lassen sich zwei unterschiedliche Phasen unterscheiden: die erste zwischen 1905 und 1928; die zweite in jüngeren Jahren, zwischen 1985 und 2006. Ausgaben in italienischer Sprache mit Glossaren und Erläuterungen in englischer Sprache stammen aus den Jahren zwischen diesen beiden Zeitabschnitten (Marianne Sirca, 1940, Schilf im Wind, 1964, Der Alte vom Berge, 1931 und Der Mufflon, 1947).
Die jüngsten Übersetzungen von Deleddas Werken ins Englische wurden von drei amerikanischen Experten angefertigt, die Deleddas Werk auch eine bedeutende Studien- und Lehrtätigkeit widmeten: Martha King (Gonzaga University), Jan Kozma (University of Pennsylvania) und E. Ann Matter (University of Kansas). Die erste Übersetzung, Cosima, die Jugend einer Dichterin von Martha King kam 1988 im Verlag Italica Press heraus und wurde 2009 neu aufgelegt. King verdanken wir auch die Übersetzungen von Elias Portolu 1992, Chiaroscuro (Hell-Dunkel) (1912) (Chiaroscuro and Other Stories) 1994, und Schilf/Schilfrohr im Wind (1913) (Reeds in the Wind) 1999. The Church of Solitude (La chiesa della solitudine (Die Kirche der Einsamkeit), 1956) wurde dagegen 2002 von E. Ann Matter übersetzt, während die Übersetzungen von Asche (Ashes), 2004 veröffentlicht, und Marianne Sirca 2006 veröffentlicht, von Jan Kozma stammen. Unabhängig davon verdient die Übersetzung von Die Mutter ins Irische von Maire Nic Mhaolàin mit dem TitelAn Mhàthair von 1985 Erwähnung, die im Verlag Coiscéim erschien.
Die erste deutsche Übersetzung eines Werks Deleddas erschien 1903 im Reclam-Verlag. Es handelt sich um eine Kurzgeschichtensammlung mit dem Titel Versuchungen und andere Novellen (Le tentazioni, 1903) von der Übersetzerin Emma Müller-Röder. 1951 veröffentlichte der Verlag Manesse Schilf im Wind (Canne al vento) in der Übersetzung von Bruno Goetz (2021 erneut aufgelegt mit einem neuen Kommentar anlässlich des 150. Geburtstages der Schriftstellerin). Ende der 1980er Jahre wurden einige neue Übersetzungen von Deleddas Werken veröffentlicht, wie beispielsweise Canne al vento (Schweres Blut(auch Schilf im Wind)) 1987 von Dorothea Radke für den Verlag Greno. Wenige Jahre später folgten Cosima, die Jugend einer Dichterin (1991) von Birgit Klarner im Verlag Ullstein, Die Mutter (1994) und Zia Maria (1996), beide von Hans-Norbert Hubrich, verlegt im Verlag Arche.