Natalia Ginzburg in anderen Sprachen
Autor: Giulia Bassi (Università degli Studi di Siena)
Von Schriftstellern übersetzte Schriftsteller
„Manche Leute denken, dass Schriftsteller die besseren Übersetzer seien. Ich denke das nicht.“ Mit diesen Worten stellte Natalia Ginzburg ihre Übersetzung des Werks Madame Bovary vor, das 1983 in der Reihe „Von Schriftstellern übersetzte Schriftsteller“ bei Einaudi erschien.
Ironischerweise sind die Protagonisten der Verbreitung ihrer eigenen Werke in der Welt heute vor allem Schriftsteller und Schriftstellerinnen: angefangen von Tim Parks, Rachel Cusk, Colm Tóibín und Claire-Louise Bennett, die die Einleitungen der englischen Ausgaben von Daunt Book geschrieben haben, bis hin zu den Übersetzern Carmen Martín Gaite und Andrés Barba für Kastilisch, Alba Dedeu und Meritxell Cucurella-Jorba für Katalanisch, Nathalie Bauer für Französisch und Atzugo Suga für Japanisch.
Natalia Ginzburgs Werke wurden in fast dreißig verschiedene Sprachen übersetzt. Caro Michele ist der am häufigsten übersetzte Titel – in über zwanzig Sprachen –, gefolgt von Mein Familien-Lexikon und All unsre Gestern. Sie ist die Autorin familiärer Beziehungen und häuslicher Stimmungen, von den „Sippen“, wie Cesare Garboli sagte, und die meistgelesene, geliebte und verstandene.
Natalia Ginzburg heute
Die erste Ausgabe in einer anderen Sprache erschien 1949 mit dem Band The Road to the City. Two Novelettes (der auch The Dry Heart beinhaltete), der von Frances Frenaye für Doubleday in New York übersetzt wurde. Der angloamerikanische Verlagsmarkt zählt nach wie vor zu den aktivsten bezüglich der Auflagen von Ginzburgs Werken Wie Tommaso Munari (L’Inghilterra ha riscoperto Natalia Ginzburg (England hat Natalia Ginzburg wiederentdeckt), „Il Sole 24 Ore”) hervorhob, veröffentlichte der Verlag Daunt Books 2018 Family Lexicon (Übers. Jenny McPheb) und The Little Virtues (Übers. Dick Davis), während 2019 Voices in the Evening (Übers. D.M. Low) und Happiness, as Such (Caro Michele, Übers. M.Z. Proctor) erschienen.
Von den 1950er Jahren bis heute sind die englischen Übersetzungen die zahlreichsten und umfassen mehr als dreißig Titel, darunter die kanadischen Ausgaben des gesamten Theaters der Toronto University (The Wrong Door: the Complete Plays of Natalia Ginzburg, Übers. Wendell Ricketts, 2008) und alle Erzählungen (The Complete Short Stories of Natalia Ginzburg, Übers. Paul Lewis, 2011).
Nach Englisch ist Deutsch die Sprache, in der Ginzburgs Werk am weitesten verbreitet ist, gefolgt von Französisch. Es gibt fast dreißig Titel, angefangen von 1964 bis 1965 mit Die Stimme des Abends, Mein Familien-Lexikon und Er und Ich, herausgegeben von der Autorin und Übersetzerin Alice Vollenweider. Seit Ende der 1990-Jahre stechen vor allem die Übersetzungen von Maja Pflug, der Biografin von Natalia Ginzburg, hervor. In Frankreich war dagegen der Denoël-Verlag für die Verbreitung maßgeblich, der Ginzburgs Werke in Übersetzungen des Schweizer Schriftstellers Georges Piroué anbot. Kürzlich, im Jahr 2019, erschienen Tous nos hiers und Le voix du soir in der Übersetzung der französischen Schriftstellerin Nathalie Bauer für Liana Levi Editions.
Neben England entdecken aktuell auch Spanien und Katalonien Natalia Ginzburg wieder neu. Von 2002 bis 2019 präsentierte der Acantilado-Verlag Ginzburg dem spanischen Publikum als „una de las voces más singulares de la literatura italiana del siglo XX“ und veröffentlichte Las pequeñas virtudes (2002), Querido Miguel (2003), Antón Chéjov: vida a través de las letras (2006) Serena Cruz o la verdadera justicia (2010), Y eso fue lo que pasó (2016), Me casé por alegría (2018) und El camino que va a la ciudad (2019). Acantilado schlug die Übersetzungen von Celia Filippetto, einer Übersetzerin, die auch Elena Ferrante übersetzt, und von Schriftstellern wie Andrés Barba und Carmen Martín Gaite vor, die Ginzburgs Prosa als „capacidad para elevar el “tono menor” a categoría universal“ hervorhoben.
Seit 2008 veröffentlicht der Lumen-Verlag auch auf Kastilisch Familias (El camino que va a la felicidad; Familia; Burguesía), Ensayos (2009), Las tareas de casa y otros ensayo (2016), Léxico familiar (2016) und La ciudad y la casa (2017), übersetzt von Flavia Company und Mercedes Corral.
Neben dem Angebot in kastilischer Sprache, konnte in den letzten Jahren auch ein systematisches Angebot in katalanischer Sprache verzeichnet werden. Seit 2015 erscheint fast jedes Jahr eine katalanische Übersetzung: Àtic dels Llibres hat Les petites virtuts (2015) und Anton Txékhov: vida a través de les lletres (2018) veröffentlicht, beide übersetzt von Elena Rodríguez; während Edicions de la Ela Geminada Ha anat així (2017, Übers. Alba Dedeu), Sagitari (2018, Übers. Marina Laboreo Roig), Les veus del capvespre (2019, Übers. Esteve Farrés) herausgab. Ergänzt wurden diese Auflagen durch La ciutat i la casa, herausgegeben von Club Editor, und vor allem durch die beiden Bände Tot el teatr mit italienischen Begleittext, herausgegeben von Prometeu Edicions. All diese Werke wurden zwischen 2017 und 2018 von der Dichterin Meritxell Cucurella-Jorba übersetzt.