Sibilla Aleramo in anderen Sprachen
Autor: Ada D’Agostino, “La Sapienza University”, Rome
Rina Faccio (1876–1960), eine vielseitige und emanzipierte Frau, die unter dem Namen Sibilla Aleramo als Schriftstellerin sozusagen neu geboren wurde, ist Autorin von Kurzgeschichten, Romanen und Gedichten. Ihren Erfolg, sowohl in Italien als auch im Ausland, verdankt sie vor allem ihrem Debütwerk Una donna. Trotz ihres reichhaltigen Werks, das durch eine enge Verflechtung von literarischem Schaffen, Tagebuchschreiben und Korrespondenz gekennzeichnet ist, ist die Verbreitung ihrer Texte in Italien, aber vor allem im Ausland, von geringem und enttäuschendem Interesse geprägt.
Der Fall Una donna
Una donna, ein Buch, das ich für notwendig hielt […], das der ganzen Welt die moderne weibliche Seele zeigen sollte“ (Aleramo), wurde am 3. November 1906 in Italien im Turiner Sten-Verlag veröffentlicht. Es verzeichnete auf Anhieb großen Erfolg: Der ersten ausländischen Übersetzung – der ins Spanische Una mujer (1907), von José Prat – folgte erst 1908 die schwedische Ausgabe von G. Branting, die deutsche von Nina Knoblich, die englische von Maria Hornor Lansdale und schließlich die französische von Pierre-Paul Plan. Besonders ist der Fall der russischen Übersetzung von Elena Lazarevskoj, die der Öffentlichkeit auf den Seiten der russischen Zeitschrift „Obrazovanie“ (1908) präsentiert wurde; und der polnischen von Stanisława (Soava) Winawer, die zwischen 1909 und 1910 ebenfalls in Fortsetzungen in einer Zeitschrift („Prawda“) veröffentlicht wurde.
Una donna ruft Kritik, aber auch viel Bewunderung hervor. In Italien findet man unter anderem einen schmeichelhaften Kommentar von Luigi Pirandello: „Ich habe nur wenige moderne Romane gelesen, die ein so ernstes und tiefgründiges Drama in seiner Einfachheit wie dieser enthalten und es gleichermaßen, […] mit einem solchemMaß und solcher Kraft darstellen.“ Der im Laufe des gesamten 20. Jahrhunderts auf der Halbinsel nachgedruckte Text hatte im Ausland nicht den gleichen Erfolg: Nach der polnischen Fassung von 1910 mussten wir bis 1959, also ganze fünfzig Jahre, auf eine neue Übersetzung warten, die dieses Mal in der Tschechoslowakei veröffentlicht wurde. Eine teilweise Wiederentdeckung der Autorin scheint zwischen 1970 und 1990 stattgefunden zu haben, als das Werk in neuen Übersetzungen in Deutschland, Frankreich, Spanien und dem Vereinigten Königreich angeboten wurde, während es erstmals in Holland (1978), Griechenland (1979), der Tschechoslowakei (1981), Portugal (1983), Dänemark (1985) und im Iran (1993) veröffentlicht wurde. In den 2000er-Jahren wurde der Roman in Frankreich wieder aufgegriffen (2002, 2007) und ins Albanische (2007), Katalanische (2013) und Mazedonische (2015) übersetzt. Zudem wurde sogar eine Ausgabe auf Sardisch (2011) herausgegeben. Die neuesten ausländischen Ausgaben aus dem Jahr 2020 wurden in Spanien (2020) und im Vereinigten Königreich (2020) in der historischen Buchreihe von Penguin Books veröffentlicht. Es wird außerdem auf die Existenz einer aktuellen Übersetzung ins Arabische (2018) hingewiesen.
Spätere Werke
Der Roman Una donna wurde trotz unregelmäßiger Neuauflagen insgesamt in 18 Ländern übersetzt. Die Daten unterstreichen und betonen die enorme Kluft zwischen dem Erfolg dieses Textes und Aleramos nachfolgenden Werken, von denen viele von ausländischen Verlagen völlig ignoriert wurden. So gibt es beispielsweise keine Übersetzung von Liriche (Lyriksammlung) (1915), Andando e stando (Gehen und bleiben) (1921), Momenti (Momente) (1921), Il frustino (Die Peitsche) (1932), Sì alla terra (Ja zur Erde) (1935) und anderen Texten, darunter einige tagebuchbezogenen und posthumen Schriften.
Nach ihrem Debütroman wurde Aleramos Texten nur noch in Frankreich eine gewisse Aufmerksamkeit geschenkt, wenn auch begrenzt und diskontinuierlich: Die französische Version von Il passaggio (Der Übergang), einer „lyrischen Autobiographie“ (Zancan, 2006), die 1919 von Treves editiert wurde, erschien 1922 im Verlag Rieder. Im folgenden Jahr wurde Endimione, ein dramatisches Gedicht, übersetzt von Pierre-Paul Plan, in Paris präsentiert, allerdings mit geringem öffentlichen Erfolg, und die 1933 in der Übersetzung von Yvonne Lenoir erschienene Sammlung Gioie d’occasione (Gelegenheitsfreuden) (1930), erhielt im selben Jahr den Preis „Latinité“. Andere Werke, die ausschließlich ins Französische übersetzt wurden, wurden erst sehr spät auf dem Verlagsmarkt präsentiert: Dies ist der Fall bei der Sammlung Orsa minore (Kleiner Wagen): Notizbücher aus dem Jahr 1938, die mehr als 60 Jahre später, im Jahr 2003, in Paris veröffentlicht wurde. Der meistübersetzte Text nach Una donna brachte es auf nur drei Auflagen im Ausland: Es ist der Roman Amo dunque sono (Ich liebe, also bin ich) (1927), der in Italien die Beziehung zwischen Aleramo und dem Verlag Mondadori initialisierte und zunächst in Ungarn (1928), dann viel später in Frankreich (1992) und Spanien (2017) veröffentlicht wurde. Die Gedichtsammlung Selva d’amore (1947), erneut von Mondadori veröffentlicht, brachte Aleramo den Viareggio-Preis (1948) ein. Dennoch sollte der Band 1987 nur zu einer einzigen Übersetzung ins Katalanische führen. Aiutatemi a dire (Helfen Sie mir zu sagen), eine Gedichtsammlung aus dem Jahr 1951, die wiederum nur einmal übersetzt wurde, wurde im darauffolgenden Jahr in Russland veröffentlicht. Nur wenig erfolgreicher war der Verlauf der Tagebuchschriften, deren Rechte 1955 an den Verlag Feltrinelli übertragen wurden, und der der Briefsammlungen: Der 1958 erschienene Band Lettere 1956-1958 (Briefe), der die Korrespondenz mit dem Dichter Dino Campana sammelt, und 1987 mit dem neuen Titel Un viaggio chiamato amore (Eine Reise namens Liebe) neu veröffentlicht wurde, sollte viel später ins Französische (2003) und Katalanische (2012) übersetzt und 2002 in den gleichnamigen Film von Michele Placido eingebaut werden, der von Rai Cinema ausgestrahlt wurde. Zu den posthumen Werken gehört: Tagebuch einer Frau: unveröffentlichte Texte 1945-1960, von 1978, wurde in zwei nachfolgenden Ausgaben (1980, 1991) nur ins Deutsche übersetzt; während die Liebesbriefe an Lina (1982), in Deutschland (1984) und Holland (1986) veröffentlicht wurden.