In anderen Sprachen
8 Januar 2024

Antonio Tabucchi in anderen Sprachen

Autor: Thea Rimini (Université de Mons – Université Libre de Bruxelles)

Antonio Tabucchi in anderen Sprachen

Antonio Tabucchi ist einer der bekanntesten zeitgenössischen italienischen Schriftsteller im Ausland. Seine Bücher wurden in über fünfzig Sprachen übersetzt. Auch der asiatische Kontinent hat ihm große Aufmerksamkeit geschenkt: von China über Südkorea, Thailand, Iran, Taiwan und Aserbaidschan bis nach Japan.

In Japan spielte der Übersetzer Tadahiko Wada eine grundlegende Rolle bei der Verbreitung von Tabucchis Werken.

Der am häufigsten übersetzte Titel ist Erklärt Pereira, gefolgt von Indisches Nachtstück. Unter den neuesten Büchern stechen der halluzinierte Monolog von Tristan stirbt und der erste posthume Roman Für Isabel durch die Anzahl der Übersetzungen hervor Die Kurzgeschichtensammlungen waren weniger erfolgreich, mit Ausnahme der neuesten, Die Zeit altert schnell, die in vielen Ländern veröffentlicht wurde Auch Sachliteratur und Bücher einer eher „nicht klassifizierbaren“ Gattung (weder Romane noch Kurzgeschichten), wie die Reiseliteratursammlung Reisen und andere Reisen oder die Sammlung an Kunsttexten Geschichten zu Bildern tun sich allgemein schwerer, nationale Grenzen zu überschreiten.

Tabucchis Esploit in Frankreich

Tabucchis außergewöhnliche Popularität im französischsprachigen Raum begann mit der verlegerischen Tätigkeit von Christian Bourgois, der 1987 für den gleichnamigen Verlag Die Frau von Porto Pim, Indisches Nachtstück, Kleine Mißverständnisse ohne Bedeutung und im folgenden Jahr Das Umkehrspiel sowie Der Rand des Horizonts veröffentlichte.
Ab 1994 wurden die Übersetzungen von dem Schriftsteller, Verleger und guten Freund Tabucchis, Bernard Comment, ausgeführt.

Als international bekannter Schriftsteller kam Tabucchi Anfang der 2000er Jahre schließlich zu dem Verlag Gallimard, der sowohl seine neuen Bücher veröffentlichte als auch die alten Titel in der Reihe „Du monde entier“ herausgab. Es kamen auch neue Übersetzungen heraus, die alle von Bernard Comment angefertigt wurden. Im Allgemeinen sind die Übersetzungen von Comment näher am Stil von Tabucchi als die von Chapuis, der einen damals in Frankreich noch unbekannten Autor übersetzen musste und ihn „französisierte“, um ihn neuen Lesern zugänglicher zu machen.

Allerdings war Gallimard nicht der einzige Verleger von Tabucchi jenseits der Alpen. Seuil veröffentlichte in der raffinierten Reihe „La librairie du XXe siècle“, kuratiert von Maurice Olender, die Prosa-Essays und die Erstausgabe von Die letzten drei Tage des Fernando Pessoa. Im Jahr 2019 erschienen zwei mehrsprachige Ausgaben bei anderen Verlagen. Die erste war der Band Tabucchi par lui-même, der in der Reihe des Italienischen Kulturinstituts Paris, „Cahiers de l’Hôtel de Galliffet“ veröffentlicht und von Paolo Grossi kuratiert wurde. Er fasst in der überzeugenden Übersetzung von Carole Cavallera unveröffentlichte und unbekannte Texte Tabucchis autobiografischer Natur zusammen. Die zweite Ausgabe war die unvollendete Erzählung E finalmente arrivò il settembre (Und endlich kam der September), herausgegeben vom Kleinverlag Chandeigne und elegant ins Portugiesische übersetzt von Maria José de Lancastre sowie ins Französische von Martin Rueff.

Auf der Iberischen Halbinsel

Initiator der spanischen Entdeckung Tabucchis war Jorge Herralde, Direktor des Verlags Anagrama. Die Frau von Porto Pim wurde im März 1984 veröffentlicht. Ab 1991 fand Tabucchi auch in Spanien den Übersetzer „seines Vertrauens“: Carlos Gumpert, der später ein Freund und der Autor des wichtigen Interviewband Conversaciones con Antonio Tabucchi wurde.

Portugal war eine Art Wahlheimat für Tabucchi. Seine Bücher führten hier oft die Bestsellerlisten an.

Der erste Titel, der auf Portugiesisch veröffentlicht wurde, war 1984 Das Umkehrspiel. Der kleine Verlag Vega veröffentlichte ihn mit einem schönen Vorwort von José Cardoso Pires, einem der größten portugiesischen Schriftsteller seiner Zeit.

Seit den 2000er Jahren wurden Tabucchis Texte von Dom Quixote herausgegeben. In dem neuen Verlag wurden auch Neuübersetzungen wie die von Indisches Nachtstück im Jahr 2009 von Gaëtan Martins de Oliveira präsentiert sowie Neuauflagen von Werken mit neuer grafischer Gestaltung veröffentlicht.

Von Deutschland bis in die USA

Herralde war es auch, der Tabucchi dem kleinen Verlag von Klaus Wagenbach empfahl, der schließlich Die Frau von Porto Pim veröffentlichte. Unmittelbar danach wurde der Autor vom Carl Hanser Verlag übernommen, wo der Verlagsleiter Michael Krüger sein Ansprechpartner wurde. Wie bereits in Frankreich und Spanien fand Tabucchi auch in Deutschland „seine“ Übersetzerin, Karin Fleischanderl.

Im deutschsprachigen Raum genießen die Werke hohes Ansehen, wie die Rezensionen in den wichtigsten Zeitungen und Zeitschriften belegen. Der erfolgreichste Titel war erneut Erklärt Pereira, der auf Platz zwei der meistverkauften Texte landete. Hanser veröffentlicht auch die „besonders schwierigen“ Bücher wie 2019, Geschichten zu Bildern.

Die Geschichte von Tabucchis Übersetzungen im englischsprachigen Raum ist dagegen sehr durchwachsen, insbesondere im Hinblick auf die im Laufe der Jahre wechselnden Übersetzer.

Tabucchi wurde erstmals 1986 mit Das Umkehrspiel ins Englische übersetzt, herausgegeben vom unabhängigen amerikanischen Verlag New Directions, der bis Anfang der 2000er Jahre sein Referenzverlag blieb. Allerdings war das Buch nicht so erfolgreich wie erhofft. Als Titel wurde Letter from Casablanca gewählt, eine irreführende Entscheidung, wenn man bedenkt, dass Das Umkehrspiel ein symbolträchtiger Titel ist. Aber nicht nur das. Mit diesem synkopierten Rhythmus, basierend auf kurzen Sätzen, hintergeht die Übersetzung die lange und komplexe Syntax Tabucchis, die die Bewegungen der Sprache nachahmt.

Im Laufe der Jahre wurden viele Bücher neu übersetzt oder bestehende Übersetzungen überarbeitet. Besonderes Augenmerk galt dabei den Titeln. So wurde beispielsweise Der Rand des Horizonts 1990 von Tim Parks für New Directions unter dem Titel The Edge of The Horizon übersetzt, aber 1991 wurde dieser für einen Band des englischen Verlagshauses Chatto & Windus in Vanishing point umbenannt – eine mehr im Einklang mit der Tabucchi auszeichnenden Poetik des Unbestimmten und Nuancierten stehende Entscheidung. Auch der Titel des von Patrick Creagh übersetzten Werks Erklärt Pereira wurde geändert. Der ursprüngliche Titel Declares Pereira (New Directions, 1996) wurde in den passenderen Titel Pereira maintains (Canongate Books, 2010) umbenannt.

Ab den 1910er Jahren begann ein neuer „verlegerischer“ Zeitabschnitt für das englischsprachige Werk Tabucchis. Der stilvolle amerikanische Verlag Archipelago veröffentlichte Die Vögel des Beato Angelico und Die Frau von Porto Pim, beide in der Übersetzung von Tim Parks. Ausgehend von Tristan stirbt übersetzte dann Elizabeth Harris die Werke Tabucchis: von den „explosiven“ Erinnerungen an Tristan(US-amerikanischer Preis ALTA für die beste Übersetzung eines ausländischen Buches) bis zum Mandala von Für Isabel. Und eben diesem Erfolg von Für Isabel ist es zu verdanken, dass einerseits die „heterodoxsten“ Bücher veröffentlicht werden und wir andererseits durch die Präsentation von Neuauflagen mit neuem Interesse auf frühere Bücher blicken. Dies war der Fall bei Message from the Shadows, einer Auswahl von Kurzgeschichten, eine Art The best of, die zahlreiche hervorragende Kritiken erhielt. Mit diesem neuen Titel hat sich Tabucchi im Ausland endgültig als unangefochtener Meister der Kurzerzählung etabliert.

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