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„Tessa öffnete die Tür zur Dunkelheit des Waldes“: So beginnt La ragazza selvaggia, und tatsächlich geht es in Laura Pugnos fünftem Roman darum, Türen zur Dunkelheit zu öffnen: zu der des Waldes; zu der des Dramas der Familie Held nach dem Verschwinden der Adoptivtochter Dascha, gefolgt von einem Unfall, der die Zwillingsschwester Nina im Wachkoma hält und die Mutter in sich versunkenen zurücklässt; zur Dunkelheit von Nicola Varriale, deren großzügiger und enthusiastischer Vater – Helds Geschäftspartner im experimentellen Naturreservat Stellaria – sich betrunken vom Balkon gestürzt hat; schließlich zur Dunkelheit der Protagonistin Tessa, einer Biologin, die in einem Container am Rande des Reservats lebt und Beobachtungen und Studien durchführt: eine Frau, die nun „die Einsamkeit wie einen anderen Körper bewohnt“. Und deren Schicksal es ist, zufällig Dascha zu finden, die jahrelang im Wald gelebt hat und nun völlig verwildert ist. Er stellt uns in Frage, dieser Roman, den man als Revenant, als die Geschichte einer Wiederkehr, bezeichnen kann, oder als die Geschichte eines Gewirrs von Menschenleben, die mit tränenlosem Mitgefühl beobachtet werden. Er hinterfragt, was das ist – um uns herum, in uns – was wir „Natur“ nennen; die Grenzen zwischen Mensch und Tier; die Bedeutung von Familienbanden: ob sie nun das Ergebnis einer Wahl oder eines Zufalls und nicht des Blutes sind. Laura Pugno greift einige der Themen ihres ersten Romans Sirene in innovativer, überraschender Form auf und führt uns mit sicheren Schritten und essentieller Schreibe in die Erkundung einer kraftvollen, faszinierenden und prophetisch anmutenden Bildsprache.


Laura Pugno veröffentlichte einen Band mit Kurzgeschichten, Sleepwalking (Sironi 2002), und vier Romane: Quando verrai (minimum fax 2009), Antartide (minimum fax 2011), La caccia (Ponte alle Grazie 2012) und La ragazza selvaggia (Marsilio 2016, Premio Selezione Campiello 2017). Lyrik: Il colore oro (Le Lettere 2007), La mente paesaggio (Perrone 2010), Bianco (Nottetempo 2016) und I diecimila giorni: Poesie scelte 1991-2016 (Feltrinelli Zoom 2016).

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